Mit Raven House hat Antje Bremer ein Urban Fantasy/Gay Romance Jugendbuch geschrieben, das ganz außergewöhnliche Charaktere in den Mittelpunkt stellt:
„Vampir liebt Werwolf – kann das gut gehen…?
Five ist ein einsamer Wolf aus Überzeugung, doch das ändert sich, als Vlad in seine Klasse kommt. Vlad ist nervtötend, aber irgendwie auch liebenswert – und er ist ein uralter Vampir, der seine Erinnerung verloren hat. Five will ihm helfen, seine Erinnerung wiederzufinden, also gehen sie gemeinsam auf Spurensuche. Damit machen sie sich jedoch nicht nur Freunde. Irgendjemand will um jeden Preis verhindern, dass sie die Wahrheit herausfinden, und schreckt vor nichts zurück, um sie davon abzuhalten. Für Vlad und Five geht es plötzlich ums nackte Überleben. Und dann ist da auch noch die Sache mit der Liebe …“ (Quelle: Antje Bremer)
Im folgenden Interview erzählt die Autorin von ihrem Schreibprozess, ihrer Ideenfindung, vom Lesen und noch viel mehr.
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ANTJE BREMER ÜBER IHREN ROMAN „RAVEN HOUSE“
Wann hast du mit dem Schreiben angefangen? War es schon immer dein Hobby oder hast du erst später dazu gefunden?
Ich kann mich tatsächlich nicht mehr erinnern, wann ich angefangen habe, Geschichten zu erfinden. Bevor ich schreiben konnte, malte ich Geschichten in Comicform. Und sobald ich schreiben konnte, schrieb ich meine ausgedachten Geschichten auf. Es gehörte für mich irgendwie schon immer zum Leben dazu.
Wie ist dein Schreibprozess? Plottest du vorher oder schreibst du einfach drauf los?
Ich plotte vorher die gesamte Geschichte, vom Anfang bis zum Ende. Damit ich eine Struktur habe, an der ich mich beim Schreiben entlanghangeln kann und damit ich weiß, auf welches Ende ich eigentlich zusteuere. Früher habe ich oft versucht, einfach drauflos zu schreiben, doch das verlief sich immer irgendwann im Sand, weil ich nicht wusste, wie es weitergehen soll oder weil ich mich in zu vielen Nebenhandlungssträngen verstrickte.
Wann und wo kannst du am besten schreiben?
Eigentlich überall, wo es ruhig ist und wo ich nicht das Gefühl habe, irgendjemand würde mir über die Schulter gucken. Ich schreibe z.B. gern im Zug am Fensterplatz, in der Uni-Bibliothek, in einer gemütlichen Ecke im Café oder natürlich zu Hause am Schreibtisch oder auf dem Sofa. Auch die Tageszeit ist mir dabei ziemlich egal – ich schreibe immer dann, wenn ich gerade Zeit habe. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich in den frühen Morgenstunden am produktivsten bin.
Liest du privat auch gern Fantasy oder eher andere Genres?
Eigentlich lese ich sehr gern Fantasy, Urban Fantasy und phantastische Jugendbücher, jedoch schreckt es mich oft ab, dass es ellenlange Reihen oder Trilogien sind. Deshalb lese ich meistens andere Genres (historischer Roman, Liebesroman, Krimi, Thriller, Science-Fiction …) und traue mich nur dann an Fantasy heran, wenn es entweder ein Einteiler ist oder wenn es mir von Freunden empfohlen wurde, wenn ich also sicher sein kann, dass es sich lohnt, sich darauf einzulassen.
Wie gelingt es dir, die Spannung in einem Buch aufrecht zu erhalten? Hast du Tipps für andere Autoren?
Ich persönlich finde lebendige Charaktere am wichtigsten. Selbst die banalste Handlung kann spannend sein, wenn man mit einem sympathischen Charakter mitfiebert, der irgendeinen Konflikt lösen muss oder ein Ziel hat, das er unbedingt erreichen will. Besonders wichtig ist dabei auch die Motivation und die „Fallhöhe“ des Protagonisten – also warum er welches Ziel erreichen will und was er dabei zu verlieren hat. Und wenn man mal das Gefühl hat, es ist gerade überhaupt nicht spannend, dann helfen meist Humor und irgendeine lustige Szene, um die Durststrecke bis zur nächsten spannenden Szene zu überbrücken.
Antje Bremer, geboren 1995, wohnt und studiert seit zwei Jahren in Erfurt. Die gebürtige Hannoveranerin liest und erfindet seit frühester Kindheit gern Geschichten. Im Alter von 14 Jahren schrieb sie ihre erste Geschichte in Romanlänge – eine Fanfiction über das Nintendospiel Animal Crossing.
Aufgrund ihrer Liebe zum geschriebenen Wort machte sie nach dem Abitur eine Ausbildung zur Buchhändlerin und begann im Anschluss, Literaturwissenschaft und Philosophie in Erfurt zu studieren. Nebenbei belegte sie drei Jahre lang den Fernstudiengang Belletristik an der Schule des Schreibens, den sie 2018 abschloss.
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Wie bist du auf die Idee zu der Geschichte von Raven House gekommen?
Es begann alles mit einer Schreibaufgabe im Rahmen meines Fernstudiengangs bei der „Schule des Schreibens“, bei der es darum ging, einen originellen Charakter zu erschaffen. Ich hatte noch keine guten Ideen und fragte meinen Freund um Rat. Dieser sagte zum Spaß: „Schreib doch über einen schwulen Vampir.“ Gesagt, getan. Und sobald ich Vlads Steckbrief und seine Lebensgeschichte skizziert hatte, entstand der Rest von Raven House von ganz allein.
Ist Raven House dein erstes Buch? Was hast du sonst noch geschrieben?
Raven House ist mein vierter beendeter Roman, jedoch mein erstes Buch, das im Selfpublishing erschien. Davor schrieb ich drei andere Geschichten in Romanlänge, fünf Novellen und dutzende Kurzgeschichten – einige dieser Geschichten kann man auf meinem Blog „Bücherbombe“ lesen oder auf meinem Wattpad-Account „Hopelessbromantic“. Die meisten meiner Geschichten sind Liebesgeschichten, Krimis und / oder Geschichten mit phantastischen Elementen.
Wie bist du bei der Entwicklung deiner Charaktere vorgegangen? Gibt es einen Charakter, bei dem es dir schwergefallen ist, für ihn zu schreiben?
Die wichtigsten Charaktere, allen voran natürlich die Protagonisten Vlad und Five, habe ich schon vor dem Schreiben des Romans entworfen. Dafür füllte ich Steckbriefe aus, in denen ich Aussehen, Charakter, Lebensdaten, Vorgeschichte etc. notierte. Bei den Nebencharakteren ging ich jedoch nicht so systematisch vor – sie entstanden meist erst beim Schreiben und entwickelten dabei nach und nach ein Eigenleben.
Es gibt eine Szene, die aus der Sicht des Bösewichts geschrieben ist (aus Spoiler-Gründen verrate ich natürlich noch nicht seinen Namen). Dabei fiel es mir schwer, aus seiner Sicht zu schreiben, da er nicht schlichtweg böse ist, sondern ein komplexer Charakter, der zudem auch noch ziemlich intelligent und unnahbar ist. Abgesehen von dieser Szene fiel es mir jedoch nie schwer, aus der Sicht eines anderen Charakters zu schreiben.
Hast du dich bei manchen Szenen auf deine eigenen Erfahrungen bezogen? Oder ist alles rein fiktiv?
Ich vermute, jeder Autor bringt in einem gewissen Maße seine eigenen Erfahrungen in seine Geschichten ein, egal ob bewusst oder unbewusst. Ich habe zum Beispiel meine fiktive Stadt Eichstadt in manchen Teilen an meine Heimatstadt Hannover angelehnt. Die Nebenperson Kim, die eine große Liebe für Yaoi und Boys‘ Love hegt, ist in vielerlei Hinsicht ein Alter Ego von meinem früheren Ich. Five schreibt einen eigenen Blog, so wie ich, und hört dieselbe Musik, die ich in seinem Alter gerne gehört habe. Vlad muss sich ständig dafür rechtfertigen, dass er als Vampir vegetarisch lebt, genauso wie ich mich in meiner Zeit als Veganerin immer wieder dafür rechtfertigen musste, was ich esse und warum. Und das sind nur vier Beispiele dafür, wie ich meine eigenen Erfahrungen in die Geschichte eingebracht habe – ich wette, wenn man ein wenig suchen würde, ließen sich noch viel mehr finden.
Wieso sollte man dein Buch lesen? Was ist das Besondere an der Geschichte?
Das Besondere an Raven House – das, was mir auch den Weg in die traditionellen Verlage verwehrt hat – ist, dass es ein Urban-Fantasy-Jugendbuch ist, in dem sich eine Liebesgeschichte zwischen den beiden männlichen Protagonisten entwickelt. Das sollte in der heutigen Zeit eigentlich keine große Sache mehr sein, zumal es in Raven House auch um viele andere Handlungsstränge geht, es ist also keine reine Liebesgeschichte. Aber für viele etablierte Verlage sind LGBT-Protagonisten leider immer noch ein No-go. Dabei weiß ich genau, dass es viele Leser gibt, die sich mehr Regenbogenvielfalt in ihren Büchern wünschen würden. All diesen Lesern möchte ich deshalb Raven House ans Herz legen, denn es ist eine spannende Geschichte abseits des Mainstreams mit Action, Drama, Humor und Romantik.
Seiten: 697
ISBN: 978-1097617289
Autorin: Antje Bremer
Preis: 18,13€ (Taschenbuch) Bei Amazon kaufen.
1 comment
Liebe Marie,
ein schönes Interview! Das Gefühl, dass mir beim Schreiben an öffentlichen Orten jemand über die Schulter guckt, mag ich auch nicht. Mich nervt es schon bei Serien, wenn der Sitznachbar im Zug halb auf meinem Schoß sitzt, um „ganz unauffällig“ mit zugucken 😀 Das Problem mit den Charakteren, mit denen man für Spannung mitfiebern muss, hatte ich zuletzt bei „Die Verbindung“. Zum einen ist in den ersten 50 Seiten nichts interessantes passiert, zum anderen mochte ich die klischeehaften Charaktere überhaupt nicht und in dem Fall war es schon wichtig, mit zufiebern, wer Mörder und Opfer ist.
Viele Grüße
Yvonne 🙂