KLAPPENTEXT ZU DAS GESPENST VON CANTERVILLE
„Das Gespenst von Canterville nimmt seine Pflichten sehr ernst: Schlossbewohnern und Gästen muss zuweilen der Schlaf geraubt werden. Wozu trägt man sonst die schweren Ketten? Die Opfer müssen ja nicht gleich, wie einst Lady Stutfield, den Verstand verlieren. Als der amerikanische Gesandte Mr. Otis das englische Anwesen kauft und mit Frau und Töchtern einzieht, ist der Schlossgeist not amused. Und es kommt noch schlimmer: Der unerschütterliche Materialismus und die Respektlosigkeit der Yankees stürzen ihn in eine veritable Sinnkrise. Was tun, wenn man mit ganzer Kraft und in bewährter Qualität spukt, aber nur Gelächter erntet? Oder, noch schlimmer, von zwei vorlauten Mädchen mit Kissen beworfen wird? Noch nie, kein einziges Mal in seiner dreihundert Jahre langen Karriere, hat man das Gespenst derart beleidigt …“ (Quelle: Kampa Verlag)
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MEINE MEINUNG ZU DAS GESPENST VON CANTERVILLE
Als eine neue Familie in das Schloss von Canterville zieht, freut sich das Gespenst zunächst sehr darüber. Endlich kann es wieder Schrecken verbreiten und den neuen Leuten Angst einjagen. Es beginnt mit einem großen Blutfleck, der sich nicht beseitigen lässt, mit Donnerschlägen am helllichten Tag und Kettengerassel im Treppenhaus bei Nacht. Alles deutet daraufhin, dass ein Poltergeist in diesem großen Anwesen herumspukt, doch die neue Familie lässt sich davon nicht beirren – ganz im Gegenteil sogar…
Die Amerikaner gehen sehr pragmatisch mit dem neuen Gast um: Sie bieten ihm Schmieröl für die klirrenden Ketten an, verabreichen ihm Medizin wegen einer Verletzung, die er sich zugezogen hat, als er seine alte Ritterrüstung anziehen wollte, und zu allem Überfluss wird er selbst von den Kindern der Familie mit einer Attrappe erschreckt. Über 300 Jahre hat das Gespenst Angst und Schrecken verbreitet, es sorgte dafür, dass die vorherigen Bewohner des Schlosses in Ohnmacht fielen oder sogar an Herzstillstand starben, doch die Amerikaner scheinen sich nicht beirren zu lassen. Nur Virginia, die Tochter, nimmt sich Zeit für das Gespenst, unterhält sich mit ihm und findet dabei heraus, dass sie dem Gespenst eine große Hilfe sein kann.
Das Gespenst von Canterville war eine große Überraschung für mich, denn eigentlich erwartete ich eine Geschichte voller Spuk und Nervenkitzel, doch das war sie überhaupt nicht. Stattdessen ist die Erzählung eher heiter, komisch und zum Schluss sogar etwas sentimental. Besonders gefallen hat mir allerdings die Gesellschaftskritik, die Oscar Wilde mit dem Kontrast zwischen Amerikanern und Briten aufzeigt. Die amerikanische Familie, die zu Beginn der Geschichte in das Schloss einzieht, wird sehr pragmatisch und sachlich dargestellt. Sie haben für jedes Problem die richtige Lösung und glauben nicht an das Übernatürliche. Sie sind sehr materiell veranlagt, bieten dem Gespenst Medizin und Schmieröl an und wirken dadurch auch fortgeschrittener als die Briten. Diese werden in Wildes Erzählung eher romantisch und altmodisch skizziert. Sie glauben an Geister und reagieren sehr übertrieben auf deren Erscheinung. Man erkennt hier sehr deutlich den Kontrast zwischen der Neuen und der Alten Welt, und die satirische Darstellung dieser beiden Seiten überträgt sich auch wunderbar auf die Geschichte. Ich musste sehr oft schmunzeln und das sentimentale Ende rundet Das Gespenst von Canterville sehr gut ab.
ECKDATEN ZU DAS GESPENST VON CANTERVILLE
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Quelle: Kampa Verlag
Seiten: 96
ISBN: 978 3 311 27003 4
Autor: Oscar Wilde
Originaltitel: The Canterville Ghost
Übersetzer: Franz Blei
Preis: 15€ (Hardcover) Direkt in deiner Buchhandlung kaufen.
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INFORMATIONEN ZU OSCAR WILDE
Oscar Wilde war einer der bekanntesten Lyriker, Romanautoren und Dramatiker seiner Zeit. Zu seinen bekanntesten Werken gehören Das Bildnis von Dorian Gray, Ein idealer Gatte und Das Gespenst von Canterville. Er war vor allem für seinen scharfsinnigen Humor und sein überhebliches Verhalten bekannt, mit denen er die Gesellschaft der damaligen Zeit kritisierte und diese Kritik auch immer wieder in seinen Texten einarbeitete. (Quelle: Wikipedia)
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