WORUM GEHT ES?
„Gerade stelle ich mir dich mit 40 vor. Es ist der 15. Juli 1988 und Emma und Dexter, beide zwanzig, haben sich gerade bei der Abschlussfeier kennengelernt und die Nacht zusammen durchgemacht. Am nächsten Morgen gehen beide ihrer Wege. Wo werden sie an genau diesem Tag ein Jahr später stehen? Und wo in den zwanzig darauffolgenden Jahren? Werden sich die beiden, die einander niemals vergessen können, weiterhin immer gerade knapp verpassen?“ (Quelle: Heyne Verlag)
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MEINE MEINUNG:
Emma ist wie ich. Wahrscheinlich gefiel sie mir deswegen so gut. Sie ist zielstrebig, ehrlich, verliert sich gern in ihrer eigenen Welt und ist nach ihrem Abschluss etwas verloren. Während es mit Emmas Leben langsam bergab geht, klettert Dexter immer weiter die Karriereleiter hoch. Er ist einer dieser Kerle, die sich nie für etwas anstrengend mussten, ihm fällt einfach alles zu. Und obwohl er als unglaublicher Draufgänger rüber kommt, ist er doch der coole Typ aus der Schule mit dem jeder immer befreundet sein wollte.
Ich glaube dieser Satz von Emma hat sich in meinen Kopf gebrannt, vielleicht gerade weil er Dexter und somit auch seine Beziehung zu Emma so gut beschreibt. Dass sie sich lieben ist dem Leser eigentlich von Anfang an klar, nur den beiden nicht. Emmas Gefühle für ihn sind deutlich, auffällig und nicht zu verachten, Dexter allerdings ist so sehr damit beschäftigt seine Jugend auszuleben, dass er es gar nicht zu bemerken scheint.
Über Jahre hinweg sind die beiden beste Freunde, und obwohl ich manchmal dachte, er würde Emmas Freundschaft nur ausnutzen – indem er er sich erst von ihr distanziert, nur um sie später wieder wie ein Gummiband zu sich zurück springen zu lassen – konnte ich ihn doch nie verachten. Dexter weiß, wie er die Mädels um den Finger wickelt und das war bei mir nicht anders.
Es tat mir schon fast leid zu sehen wie sich die beiden immer wieder im Kreis drehten. Mal offenbart der eine seine Gefühle, dann wieder der andere und trotzdem alles nie zur richtigen Zeit. Sie streiten und trennen sich und können doch nicht ohne einander. Und dann, endlich, stehen sich Emma und Dexter ihre Gefühle ein.
Dass David Nicholls, der Autor, mich auf die Folter spannen wollte war mir bewusst, nur dass er es auf so eine grausame Weise tun musste, hätte ich nicht gedacht. Dexter und Emma schreiben die wohl schönste Liebesgeschichte, doch leider gibt es bei ihnen ein Verfallsdatum …
Zwei an einem Tag ist eine Geschichte, die immer am 15. Juli stattfindet. Die Idee dahinter fand ich gut, es hebt sich ab von den vielen 0-8-15 Liebesdramen da draußen, aber es gab so viele Momente, wo ich mehr wissen wollte – Was passiert zwischen den Tagen? Was erleben die Charaktere? Wie kam es zu dem plötzlichen Wandel? All dies hätte aber bei Weitem den Rahmen gesprengt.
David Nicholls hat sein Buch sehr einfühlsam geschrieben. Es ist eines dieser Märchen, bei dem das gute Mädchen den Badboy zähmt und ihm zum ultimativen Schwarm aller anderen Frauen macht. Vielleicht wurde diese Geschichte schon ein paar Mal zu oft erzählt, aber ganz ehrlich: Wir lesen doch, um genau solche Märchen zu erleben, oder?
Ein Buch für alle Tagträumer und Melancholiker.
ECKDATEN ZUM BUCH:
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Seiten: 541
ISBN: 978-3-453-81184-3
Autor: David Nicholls
Originaltitel: One Day
Übersetzerin: Simone Jakob
Preis: 14€ (Taschenbuch), 9,99€ (Hörbuch) Direkt in deiner Buchhandlung kaufen.
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INFORMATIONEN ZUM AUTOR:
David Nicholls, geboren 1966, war Schauspieler, bevor er Drehbuchautor von britischen Erfolgsserien wie Cold Feet, I Saw You und Rescue Me wurde. Bisher erschienen bei Kein & Aber Keine weiteren Fragen (Starter for Ten), Ewig Zweiter (The Understudy) und der internationale Bestseller Zwei an einem Tag (One Day). David Nicholls lebt als Drehbuchautor und Autor in London. (Quelle: der Hörverlag)
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2 comments
Ich habe das Buch vor einigen Jahren gelesen (kurz danach kam der Film heraus) und war hin und weg! Mir ist es auch als Geschichte in Erinnerung geblieben, die sich deutlich von typischen Liebesgeschichten abhebt, besonders aufgrund der genialen Idee, immer nur einen einzigen Tag zu beleuchten.
Trotzdem ist es meiner Meinung nach kein Märchen. Schon allein wegen dem Ende. Und insgesamt doch irgendwie viel zu real, als dass die Geschichte mit typischen Liebes-Märchen mithalten könnte 😉
Danke, für deine Sichtweise. Du hast recht, es kommt doch sehr real rüber. Jedoch finde ich, dass diese „gutes Mädchen zähmt den Badboy“-Thematik schon in so vielen Büchern und Filmen verarbeitet wurde – daher doch irgendwie sehr fairytale-like 🙂